
HGV-Stammtisch im Nylannweg 12: Auf dem Tisch liegen alte Fotos, im Boden ist ein Schaufensterkasten eingelassen. Darin sind alte Pinsel und weiteres historisches Handwerk-Equipment als Blickfänge ausgestellt – und eine Gedenktafel mit den Eckdaten des Betriebes. Kein Zweifel: Lars Heisch kann mit seinem „Unternehmen in Farbe“ auf eine 90-jährige Historie zurückblicken.
Zugleich ist es Familiengeschichte, die kompletten 90 Jahre. Es war Großvater Karl Heisch, der am 1. Mai 1935 die Genehmigung erhielt für ein eigenes Gewerbe mit Malerei und Glaserei. Mit 29 Jahren wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit als Ein-Mann-Betrieb. In der Nordhackstedter Straße, Hausnummer 1, konnte er einen Stall als Lager nutzen. Die ins Haus integrierte Durchfahrt ließ sich zur Werkstatt umfunktionieren. Alles war deutlich kleiner und bescheidener als heute. Und im Winter beschäftigte sich Karl Heisch als Kunstmaler, da so wenig zu tun war. Der Grund: Früher wurden in der dunklen Jahreszeit generell nur das Wohnzimmer und die Küche beheizt, die anderen Räumlichkeiten nutzten die Menschen nicht und sparten so Kohle oder Holz. Der Frühjahrsputz in der Nachbarschaft („Pfingstrein“) war dann das Signal für neue Aufträge.

Karl Heisch war zunächst nur Mieter in der Nordhackstedter Straße, kaufte erst Ende der 40er Jahre die Immobilie. Kurz darauf erhielt er den Meisterbrief. „Weil er so lange selbstständig war, ging das automatisch“, erzählt Manfred Heisch. Die zweite Generation stieg 1961 als Lehrling in den Betrieb ein und war mit 22 Jahren bereits Meister. „Eigentlich ging das erst mit 24, aber mein Vater war herzkrank und brauchte Unterstützung“, verrät Manfred Heisch die Gründe für eine Sondergenehmigung.
Ab 1973 hieß die Handwerksfirma offiziell „K. Heisch & Sohn“ und beschäftigte regelmäßig zwei bis drei Gesellen. Angesagt waren nicht nur die Malerei und die Glaserei, sondern auch Teppichböden und PVC-Beläge in Holzoptik. Ein eigener Laden war nun ein weiteres Standbein. Es gab Farben, Tapeten, Werkzeug und Bodenbeläge. „Wir gingen mit der Zeit und hatten auch schon früh eine Maschine zum Mischen von Farben“, berichtet Ehefrau Eugenie Heisch.
Spätestens mit den 90er Jahren reifte die Erkenntnis: Der Stammsitz wird zu klein. Im Gewerbegebiet „Nylannweg“ bot sich ein Grundstück an, das von hinten nach vorne entwickelt wurde. Zunächst stand eine Halle für das Malerhandwerk, dann zum Jahrtausendwechsel eine zweite für die neue Lackiererei. Eine Anlage konnte aus einer Flensburger Insolvenz erworben und später in Schafflund wieder aufgebaut werden. Motor hinter dieser Neuerung war Lars Heisch, die dritte Generation.
Der Filius bestand nach einjähriger Meisterschule in Freiburg die Prüfung zum Maler und Lackierermeister. So hieß das damals. Inzwischen hat sich die Fahrzeug-Lackiererei als eigener Zweig abgespalten. Beim „Unternehmen in Farbe“ sind beide Disziplinen weiterhin auf einem Grundstück vereint. „Man hat mit ganz anderen Materialien und Untergründen zu tun, und auch die Abläufe sind ganz anders“, erklärt Lars Heisch. „Während ich für die Malerei oft auf Baustellen bin oder Kunden zu Hause besuche, kommen Auto-Besitzer mit ihren Anliegen direkt zu uns.“
Auf diese unterschiedlichen Kundenwünsche kann das „Unternehmen in Farbe“ mit einer großen Bandbreite anfordern, was in den letzten 20 Jahren allerdings einige Umstrukturierungen erforderte. So wurde ein eigener Meister als Betriebsleiter für die Lackiererei eingestellt, die 2015 nochmals modernisiert worden ist. Bereits 2009 war der Stammsitz in der Nordhackstedter Straße aufgegeben worden. Auch Büro und Laden zogen in den Nylannweg 12. Heute zählt der Betrieb acht Mitarbeiter in der Malerei und sechs in der Lackiererei.